Dienstag, 15. April 2014

Bara takk og bless og sjáumst

Heim á leið, held ég nú
hugurinn þar er
hugurinn þar

Ljós um nótt, lætur þú
loga handa mér
loga handa
Það er þyngsta raun
þetta úfna hraun

Glitrar dögg, gárast lón
gnæfa fjöllin blá
gnæfa fjöllin

Einn ég geng, einni bón
aldrei gleyma má
aldrei gleyma

Löng er för lýist ég
lít samt fram á veg (...)

Heim á leið, held ég nú
hugurinn þar er
hugurinn þar

Ljós um nótt, lætur þú
loga handa mér
loga handa
Það er þyngsta raun
þetta úfna hraun

"Heimförin", eftir Ásgeir Trausta

Dienstag, 8. April 2014

Að útskýra kvæði

Des Königs Blick ist abgewandt
er schaut in unerreichte Ferne
dieses hier ist nun sein Land
er nimmt es an, er nimmt es gerne

Notiz nimmt davon bisher keiner
der König ist schon leicht verdutzt
es müsste doch, es müsste einer
ihm Ehrfurcht und Respekt erweisen
Einer, der ihm die Pfoten putzt

Stattdessen schmatzt ein wollenes Meer
vor seinen Augen durch die Flur
trippelt und trampelt hin und her
hat Blicke für Kräuter und Gräser nur

Da hebt sich ein Kopf aus der wogenden Menge
das Gesicht schwarz wie Ruß und doch naseweis
es schiebt sich voran durch drängelnde Enge
jetzt durchbricht es den letzten Kreis

"Sie müssen der erlauchte Herrscher sein?"
fragt es belustigt mit zwinkerndem Blick.
"Da bilden die Zweibeiner sich aber was ein...
Na warten Sie, ich verrat einen Trick."

"Bei Macht und Ruhm und Firlefanz
vergessen Sie niemals dieses ganz
Die Krone dort auf Ihrem Köpfchen,
die ist geflochten aus unseren Zöpfchen" 

Schon ist es verschwunden im kauenden Meer,
der König aber, der grübelt gar sehr.

Montag, 31. März 2014

Af hverju ferðu tilbaka?

Sicher habt ihr es schon bemerkt. Ich habe mir heimlich, still und leise selbst eine Verlängerung genehmigt. In zwei Wochen wird es dann aber wirklich ernst und ich mache mich auf den Heimweg - während ich ein zweites Heim hinter mir zurücklasse. In den vergangenen Monaten ist mir hier allerhand ans Herz gewachsen. Die Kuh, die grundsätzlich das andere Heu will. Die Schafe, deren Charaktergesichter alle im selben Takt wiederkäuen. Smári, der würdevoll unbeholfen eine Leiter emporschreitet. Das Meer. Der Nebel. Die Menschen. Die Liste ist lang.
Allerdings erwartet mich all das, was ich hier manchmal vermisst habe. Mein Klavier. Meine Nähmaschine. Meine bessere Hälfte. (Achtung: siehe erster Post) Das tröstet mich ein wenig. Sjáumst!

Montag, 24. März 2014

Í öllum veðrum


Prasselnder Regen. Wind, der dich stürmisch voranschiebt und am Haus rüttelt. Winzige Hagelkörner, die dein Gesicht beschiessen. Die Strasse ein See. Wir haben das gute Wetter abgefasst. Der Weg zum Dorf ist immer noch passierbar, wir haben Strom und Honigmelonen. Heu im Stall und Musik im Kopf. Nur das Þorrablót-Schafskopf-Gammelhai-Fest hat sich auf unbestimmte Zeit verschoben.
Die Schafe sind schwanger und dauerhungrig. Bald werden sie erneut geschoren, damit die Wolle im Mai frisch und unverfilzt nachgewachsen ist. Dann machen sie sich mit den Lämmern auf und davon, in einen Sommer voller Freiheit.
Pascal Pinon singt: "It is never sunny. But I do not even need the sun. I just make something beautiful." Vielleicht hätte ich keinen Regenmacher basteln sollen. 

Montag, 17. März 2014

Tannlæknir og systir Hildegard

Der Sonntag brachte einen Notruf mit sich. Im Dorf litt ein Schaf an Zahnschmerzen und brachte keinen Heustängel mehr hinunter. Also machten sich Frau Doktor Ingeborg und Schwester Hildegard, mit furchterregenden Zangen und Feilen bewaffnet, auf den Weg. Die Schwester war natürlich ich. Obwohl Isländer selbst Namen wie Aðalheiður oder Ragnhildur ihr Eigen nennen, lösen Gertrud und Co eine unglaubliche Heiterkeit aus.
Heiterkeit, die man gebrauchen kann, wenn sich der Patient bei flackriger Glühbirnenbeleuchtung gegen die Behandlung sträubt. Schwarz von der Zehe bis zur Zunge, schimpfte er über das Prozedere, war vom Resultat dann aber doch angetan. Frau Doktor Ingeborg hatte kurzerhand den losen Backenzahn herausgerupft. Anschließend flößte sie dem erstaunten Schaf Kaffee ein, welches sogleich ausgesprochen munter zu fressen begann. Der Fall war gelöst.
Auf dem Rueckweg schien der Vollmond durch die Fensterscheibe und das Radio verkündete: Ásgeir Trausti hat den EBBA Award gewonnen. Til hamingju!

Montag, 10. März 2014

Die Sache mit der Integration


Nun gut, ich werde ein wenig mit der Sprache herausruecken. Ueber ein halbes Jahr hinweg habe ich mir so etwas wie ein zweites englisches Gehirn angelegt. Das stiftet Verwirrung, weil ich mich manchmal nicht daran erinnern kann, ob ich etwas auf deutsch oder englisch gelesen habe. Oder mir plötzlich ein englisches Wort in meinen schönen deutschen Satz huepft und ich einige Momente brauche, um es aequivalent zu ersetzen. Aber das sind nur Kleinigkeiten. Ich bin sehr dankbar fuer die scheinbar selbstverstaendliche Toleranz, die mir als Islaendisch-halbwegs-Erahner-aber-kaum-Sprecher entgegengebracht wird.
In den ersten Wochen jedoch hat mich manchmal ein unerklaerlicher Groll im Bauch gepackt. Von Menschen umgeben zu sein, die du nicht verstehst, und die dich nicht verstehen, ist eine Probe. Du weisst nicht, warum alle lachen. Immer musst du jemanden um eine Uebersetzung bitten. Deine Sprache, ein Teil von dir, ist auf einmal fehl am Platz, unnuetz. Deine Gedanken muessen andere Wege finden.
Bis der Punkt kommt, an dem dieser Groll ueberwunden ist. Wenn du nach vielen kleinen Schritten deinen Ausblick geniesst. Wenn du erahnst, worum es geht. Wenn alle stolz auf dich sind, weil du auf islaendisch geantwortet hast. Wenn jemand "Danke" zu dir sagt.

Montag, 3. März 2014

Þorrablót

Merkwuerdig, wie man einen Ort schon vermissen kann, obwohl man ihn noch gar nicht verlassen hat. Einen Monat Galgenfrist habe ich noch. Nicht, dass ich mich nicht freuen wuerde, alle wiederzusehen. Aber die Gewissheit, einmal wiederzukommen, wuerde es ertraeglicher machen. Genug davon, das Glass ist schliesslich halbvoll. Zumindest ist noch etwas drin.
Soviel, dass es diesen Samstag zum beruechtigten Þorrablót geht. Der Höhepunkt all dieser witzigen Zusammenkuenfte, die den Winter kuerzer und angenehmer machen. Nachdem ich schon Bekanntschaft mit dem Bollurdagur (Windbeuteltag) gemacht habe, wird es bei besagtem Fest wohl weniger vegetarierfreundlich zugehen. Vom Gammelhai bis zum Schafskopf duerfte alles dabei sein. Fuer mich also so etwas wie ein kostenloser Besuch im Londoner Dungeon. Aber lustig wird es bestimmt. Ég er viss!